Folge 5: Die Weltlage, Christian Frautschi und die Wirbelsäulenseele, der Podcast
- frautschi
- 10. Nov.
- 14 Min. Lesezeit

Wir sprechen heute ausnahmsweise einmal über die Weltlage. Nicht, weil wir sie analysieren wollten, das haben andere schon zur Genüge getan. Aber wir schauen, was ist los mit der Welt in den USA, der verrückte Donald Trump, Krieg in der Ukraine, instabile Situationen in Israel, Gaza, Libanon.
Was macht das mit den Menschen?
Marco
Christian, wir sitzen hier vor deinem Hippie-Bus, in dem du ja einige deiner Bücher geschrieben hast, mit dem du auch sonst unterwegs bist. Warum schreibst du überhaupt Bücher?
Christian
Warum ich Bücher schreibe? Weil einmal eine Stimme zu mir gesagt hat, steh auf und schreib ein Buch. Habe ich dann auch gemacht.
Manchmal folge ich und manchmal folge ich nicht auf Anweisungen, die man mir gibt. Aber das war ja nicht gut herausgekommen. Und warum schreibe ich Bücher?
Um über meine Arbeit, über meine Berufung, über das, was ich tue mit den Klienten, ein bisschen den Leuten näher zu bringen, zum Verstehen zu geben. Man kann es ja eigentlich nicht beschreiben, aber ich versuche es zumindest in den Büchern. Auch hier mit dem Podcast und den YouTube-Videos, um aus meiner Sicht etwas zu erzählen, was sich schlussendlich in meiner Praxis abspielt, was überhaupt in der Welt da draussen geschieht.
Und wie kann man das besser machen, wenn man aus der Praxis hinausgeht? Die Krankheiten, die Gebrechen von meinen Klienten, die entstehen nicht in meiner Praxis. Die entstehen irgendwo da draussen in der Welt.
Und 7 Tage im Hippiebus, das Buch, habe ich mit Absicht hier im Bus geschrieben. Auch noch andere Bücher, die noch kommen werden. Genau aus diesem Grunde, ich muss hinaus.
Ich muss unter die Leute, bestimmte Regionen, selbst die Schweiz ist klein, aber wir haben einen Tessin, wir haben einen Wallis, wir haben ländliche Gegenden, wir haben Städte und überall hat es Leute, wo die Leute, die Klienten zu mir kommen und ihre Geschichten mitbringen, wo teilweise aus diesen Regionen sind. Sehen wir die Alpenteller, je steiler die Felswände links und rechts vom Tal hochgehen, desto enger ist teilweise die Sichtweise, respektive die Einengungen von den Leuten und mit den Geschichten von den Vorfahren, wie man sich zu verhalten hat, wie man sein muss und was auch immer, wo da immer hineinspielen.
Marco
Und diese Realitäten der Leute, die siehst du eben einerseits draussen in der Welt und dann aber auch wieder in deiner Praxis, wenn die Leute zu dir kommen.
Christian
Es ist so, ich verstehe, das Wichtigste in meiner Arbeit ist, überhaupt die Leute zu verstehen. Das Wichtigste und das schönste Geschenk für einen Klienten ist, wenn man ihn abholt. Du kannst einen Klienten abholen, wenn du ihn verstehst.
Und je mehr du in diese Gebiete gehst, sei es in Südtirol, wo Südtirol einmal Österreich war und heute Italien ist und eigentlich nach dem Krieg verschenkt wurde. Da, nimm das, wir haben dafür das und so. Diese Geschichten, die prägen die Leute und dementsprechend verhalten sich die Klienten.
Dementsprechend zeigt sich das im Körper des Klienten. Und je mehr du über das weisst, desto mehr und schneller kannst du auf die Leute eingehen. Und auch der Grund, dass ich auch reise, nach Amerika reise zum Beispiel, weil vieles, was sich dort abspielt oder in den letzten 30 Jahren, wo ich das erste Mal nach Amerika gegangen bin, sich abgespielt hat, die Entwicklung in den letzten 30 Jahren, iPhone, iPad, verschiedene Ereignisse mit der Pharmaindustrie, mit Medikamentenabhängigkeiten und, und, und, das siehst du nur, wenn du dort bist, wenn du ins Land hineingehst und die Entwicklung dort auch dementsprechend beobachtest und halt mit offenen Augen durch die Länder gehst.
Und ich habe ja mal gesagt, ich arbeite sieben Tage, 24 Stunden. Das heisst arbeiten, lernen, zu verstehen, erfassen, wie die Situation ist oder was auch immer. Wie als kleines Kind, ich habe halt einfach nie aufgehört zu fragen, warum, warum.
Die Mutter gesagt, du musst das das und so machen, warum, warum. Immer dieses warum, das ist das erste, wo die Kinder können, warum, warum, warum. Und ich habe halt einfach nie aufgehört mit Fragen, mit Hinterfragen.
Und durch das konnte ich mich natürlich auch im Verstehen mit den Menschen entwickeln von dem her. Alles, was ich heute weiss, das weiss ich von meinen Klienten, das weiss ich von der Welt, das weiss ich aus dem Leben selbst, aus dem Abenteuer leben selbst. Ich habe noch nie irgendwie eine Ausbildung gemacht, irgendwie etwas gelernt aus Büchern hinaus.
Ich kann keine Bücher lesen als Legastheniker, ich kann nur schreiben. Und ja, das Leben findet da in der Welt draussen statt und nicht in meiner Praxis.
Marco
Okay, aber es kommt eben dann doch in deine Praxis hinein, wenn die Leute mit ihren Problemen kommen. So ist es, ja. Es sind im Moment Probleme, die auch mit der Weltlage zu tun haben.
Also eben Donald Trump in den USA, unberechenbar, Ukraine-Krieg, weiss man nicht, wie es ausgeht. Nahe Osten etwas weiter entfernt, aber weiss man auch nicht, wie es ausgeht. Die Welt scheint gerade verrückt zu sein und das macht etwas mit den Menschen.
Absolut, ja, absolut.
Christian
Ich meine, wir haben das schon gesehen, wir hatten ja vor ein paar Jahren so eine verrückte Zeit, wo man irgendwie nicht hinausgehen durfte, wo man eingesperrt wurde wegen dieser lieben tollen Seuche. Was macht es in den Menschen? Dort habe ich auch gesehen, in den verschiedenen Ländern, zum Beispiel in Deutschland, ich habe viele Klienten aus Deutschland, dort wurde das viel, viel strenger gehandhabt, dort wurde viel mehr Angst gemacht, sie wurden wirklich bevormundet.
Also wir konnten in der Schweiz, obwohl das eigentlich auch doof war, wie wir uns verhalten mussten, konnten wir uns relativ frei bewegen. Aber all diese Ereignisse und diese Geschichten, das macht etwas in den Menschen, und zwar im Unterbewusstsein, was sie gehört, erlebt haben, mitbekommen haben von den Vorfahren. Eben in Deutschland betrifft Krieg, die sind viel mehr betroffen gewesen im Zweiten Weltkrieg als wir in der Schweiz.
Und das macht extrem viel in diesen Menschen. Und das darf man, oder muss man eigentlich auch als Therapeut, man muss das verstehen, was läuft da ab, wieso? Und dann weiss man auch, warum sind die Leute so, warum reagieren sie so, warum haben sie dementsprechend diese Ängste.
Und das ist natürlich sehr extrem geworden, wo dieser liebe Herr in Russland sein Machtgefüge angefangen hat, zu spielen damit, oder wie man auch immer sagen will, dem ganzen Theater, das war mal das Erste. Und schlussendlich auch, was macht es mit den Leuten dann? Zuerst mal hingeschaut und so, aber ganz als Erstes habe ich dann zum Beispiel beim deutschen Klientel gesehen, diese Thematik Krieg, was löst das für Ängste, Zweifel, Machtlosigkeit in den Leuten aus?
Und wie können wir das lösen schlussendlich?
Marco
Lösen können wir es wahrscheinlich nicht so leicht. Die Frage ist, wie können wir damit umgehen? Ein Kalenderspruch, den ich letztes Mal zufällig in deiner Praxis gesehen habe, gerade am Kalender, den du da hängen hast, stammt vom polnischen Schriftsteller Stanislaw Leck.
Der Spruch war, den Blick in die Welt kann man mit einer Zeitung versperren. Ein Spruch, über den man nachdenken kann, ich lese selber ja gerne Zeitung und bin gerne gut informiert, aber natürlich im Moment sind das ja alles nur Informationen, die einem nicht gut tun. Würde das auch heißen, man muss vielleicht gar nicht so informiert sein, um das Ganze nicht so nahe an sich herankommen zu lassen?
Christian
Ja, der Blick in die Zeitung. Ich wünschte der Weltbevölkerung, dass sie ein wenig bewusster in die Zeitung schaut und vielleicht nicht nur die grossen, dicken Schlagzeilen betrifft Krieg und diese tolle Person in Amerika. Meine Frau sagt immer, sie ist doch ein Schnügel.
Wo halt einfach sensationell, wie soll ich das sagen, sensationsgeil ist, wenn ich so handele, dann was passiert, wie reagieren die Leute, was steht in der Zeitung, wie verhält sich die Welt dann und alles. Dass man halt einfach da ein bisschen mehr die Zeitungen mit diesen grossen Titeln auf die Seite legt. Vielleicht hat da auch mal eine lustige Comicseite oder was auch immer hervornimmt, all die Textnachrichten, die auf dem Handy erscheinen, weil das viele Leute immer noch aus der schwierigen Zeit sofort macht es Bling Bling auf dem Handy und sie haben eine wichtige Nachricht, was man in der schwierigen Zeit da immer gelesen hat, wie müssen wir uns verhalten, was sind die neuen Vorschriften und, und, und.
Das haben sie nie ausgeschaltet und jetzt kommen halt die Meldungen von diesem wunderbaren Land, ich liebe das Land immer noch. Ja, ich habe jetzt mit Absicht diese Schuhe angezogen heute, weil ich liebe Amerika und zwar nicht unbedingt die Politiker, sondern das Land und die Weite vom Land, auf abgelegenen Strassen von Seattle nach San Francisco, auf der Highway 101 zu fahren und stundenlang kein anderes Fahrzeug oder ein anderes Haus zu sehen und einfach wirklich den Kopf lüften und durch die tollen grossen Wälder zu fahren und am Meer entlang zu fahren. Das liebe ich an Amerika zwischendurch, wenn ich natürlich auch in die Stadt gehe und die Leute studiere, was dann irgendwo in ein paar Jahren zu uns kommen wird.
Aber wie gesagt, diesen Kopf lüften, das sollten eigentlich viel mehr, vor allem jetzt, das Handy zu Hause auf den Tisch legen, hinausgehen in die Natur, ich sage immer, schaut den Vögel in den Arsch, schaut in den See hinaus, hört den vielen Arten von Tieren im Wald zu, setzt euch auf eine Bank und hört zu, was für Geräusche da überhaupt in einem Wald herrschen, obwohl man das Tier teilweise gar nicht sieht und überhaupt wieder die Natur zu schnuppern, gerade jetzt ist es frühlich, in den letzten zwei Wochen sind so viele bäumige Büsche und alles aufgeblüht, wo eigentlich jetzt eine Aufbruchstimmung sein sollte für uns selbst und dieses dann dementsprechend auch so mit nach Hause nehmen und einfach ein bisschen mehr zurückgehen, wo man nur Mittagsnachrichten, Radio Bellemünster in der Schweiz hatte oder ARD und ZDF und sonst keine anderen Sender und Tagesschau am Abend fertig und nicht die ganze, eigentlich 24 Stunden die Informationen aus diesem Weltgeschehen, aus dieser wirklich verrückten Welt, unberechenbarer Welt im Moment auf sämtlichen Ebenen, dass man da ein bisschen Distanz bekommt und irgendwie ein bisschen einen klareren Kopf bekommt.
Marco
Also ganz bewusst Strategien finden, um den vielen Nachrichten ein bisschen auszuweichen und andere Momente finden für sich selber?
Christian
Ja, an Konzerte gehen, klassische Konzerte, egal was oder Musik, Theater oder was auch immer, einfach hinausgehen, das Leben sonst geniessen, ohne immer irgendwie auf Nadeln da zu sein, was geschieht jetzt, im Moment ist es fast stundenweise Nachrichten, was bestimmte Menschen auf dieser Welt unkontrollierte Dinge organisieren, machen, tun und das Ego spielen lassen. Es kommt mir so vor wie im Sandkasten, also dieser Bursche da in Amerika, der kommt mir wirklich vor wie ein kleiner Bube, wie er da in der Schweiz sagt, man teubelt hat, wenn der Kollege die Schaufel weggenommen hat und scheinbar war er ja früher so und war auch damals schon unberechenbar und dann hat er ihn, seinen Vater ins Militär geschickt nach dem Motto, du musst ein bisschen Disziplin lernen, du bist nicht alleine auf dieser Welt.
Scheinbar hat er das alles wieder verlernt und will auch einfach heute Sandkastenspiele machen mit der Welt und das ist schon etwas, was effektiv unberechenbar ist und den Leuten unheimlich Angst macht. Und Frau, was ich so verrückt finde ist, dass Marco eine einzelne Person so viel auf dieser Welt, auf der ganzen Welt auslösen kann durch irgendwelche Sandkastenspiele, das ist verrückt. Das ist echt verrückt, das hat niemand gedacht, ausser wenn man sich ein bisschen Gedanken gemacht hat über diese Person, wo er letztes Mal Präsident war, wusste man es eigentlich.
Ich lese ja keine Bücher, ich kann nicht lesen, aber ich kann Hörbücher hören und ich habe ja ein Hörbuch gehört von einer Verwandten von ihm, wo sie ihn wirklich beschrieben hat, wie er effektiv funktioniert und wie er ist. Er ist nicht nur verrückt, er ist nicht nur ein Narzisst, er hat so viele Persönlichkeiten, Störungen in einer Person, wo es vermutlich kein zweiter gibt zum Glück auf dieser Welt. Und genau diese Person dachte man, das ist unser Mann.
Die Banken dachten, das ist unser Mann, die grossen Konzerne dachten, das ist unser Mann. Sie haben ihm Millionen und Abelmillionen für den Wahlkampf gesponsert und eingebracht und ich denke, viele von denen würden das heute nicht mehr tun, wenn sie ein bisschen überlegt hätten, zu was diese Person wirklich imstande ist. Ja, was wir nicht getan haben, obwohl man es hätte kommen sehen.
Man hätte es kommen sehen, aber sie sagten vielleicht, wir haben keinen Besseren, aber dass das so ausartet, das hat wirklich fast niemand gedacht.
Marco
Wie äußert sich das nun in deiner Praxis? Die Leute kommen ja kaum zu dir und sagen, ich mache mir Sorgen wegen Donald Trump oder wegen dem Ukraine-Krieg, sondern bei denen manifestiert sich das wahrscheinlich irgendwie krammerlich konkret.
Christian
Ängste. Es sind Ängste. Ängste, Unsicherheiten.
Sie wissen nicht, was hinten und vorne ist, auf Deutsch gesagt. Es ist völlig verrückt. Es kommt natürlich darauf an, je nachdem, wie eine Person schlussendlich in einem Umfeld war, wo sie vielleicht auch einen Narzissten hatten oder ähnliche Geschehnisse, was man mit ihnen gemacht hat.
Wo Machtlosigkeit ein sehr grosses Thema war oder ist. Und in diesen Leuten, das macht extrem Angst. Das macht extrem Angst, weil du weisst nicht, was in ein paar Stunden kommt.
Du weisst nicht, was morgen ist. Es weiss niemand. Und dann kommen wir wieder auf die Zeitung zurück.
Auf einmal steht in der Zeitung, gestern ist der Handelskrieg mit China schlussendlich ein anderer Krieg. Wenn das jemand liest, wo diese Geschichtenthematik Krieg von Vorfahren und und und in sich trägt, das macht brutal Angst. Mein Vater hat seinen Vater verloren am ersten Mobilmachungstag in der Schweiz 1939.
Er wurde von einem Pferd geschlagen. Er hat mit Pferden gearbeitet. In den Bauch.
Mein Grossvater ist durch das gestorben. Mein Vater, er war 14-jährig, hat damals seinen Vater durch das verloren. Wo vor x, x Jahren, Jahrzehnten mittlerweile, diese ganzen Ostkriegsgeschichten, die Golfkriege und und und im Radio, damals hat man wirklich nur Radio gehört und Fernsehen hatten wir keine zu dieser Zeit.
Dieses Thema auf den Tisch gebracht wurde oder ins Radio gebracht wurde, ist mein Vater immer zusammengezückt. Und du hast richtig gemerkt, hat eine riesen Wut in sich hochgekommen. Nach dem Motto, gibt es das wieder einen Weltkrieg?
Muss das sein? Und eben all das Tiefe. Ich habe das nie gewusst.
Ich habe lange nicht gewusst, dass mein Grossvater damals ums Leben gekommen ist und wie. Ich habe das viel viel später mitgekriegt. Aber als ich 14 war, war ich total neben den Schuhen.
Ich habe nichts verstanden im Leben. Ich habe ähnliche Situationen erlebt. Und einfach das Ganze hat unbewusst, obwohl ich das nicht wusste, unbewusst in mir sehr vieles ausgelöst.
Und das ist das, was in vielen Menschen jetzt da draussen in der Welt auch geschieht.
Marco
Und was kann man Ihnen empfehlen oder was machst du mit ihnen, wenn sie zu dir kommen? Kopf leeren.
Christian
Wir haben schon einmal darüber gesprochen. Ein Drittel der Zeit, wo ich in der Praxis an einem Klienten arbeite, arbeite ich heute am Kopf. Früher waren das vielleicht 10 Prozent.
Heute sind es 30 bis 40 Prozent, wo ich nur auf dem Kopf die Verspannungen löse, dass da eine Entspannung hineinkommt, dass man wieder einen klaren Kopf bekommt. Ein Kind hat mal gesagt, Christian hat mir den Kopf aufgeräumt. Ja, das ist der treffendste Ausdruck, stimmt.
Kopf leeren, Kopf lüften und einfach motivieren, wenn es nur mit einem kleinen Satz ist, mit ganz wenigen Worten überhaupt. Den Menschen ein bisschen aufzumuntern. Und was ich auch sehr, sehr oft sage, wenn es dann personenbezogen ist, weil man in irgendeiner Situation mit etwas Erlebtem hochkommt, dann soll man hingehen, ein Blatt Papier nehmen, soll das aufschreiben und dann verbrennen.
Nach dem Motto, ich übergebe das. Oder wenn es um eine Person geht, wo man da wieder hochkommt aus der Vergangenheit oder was auch immer. Diese Person einen Brief schreiben, den Brief aber nicht absenden, sondern verbrennen.
Ob diese Person noch lebt oder nicht, das ist egal. Wenn es teilweise Väter sind oder Onkel sind, die vielleicht Missbrauchgeschichten dahinter stecken oder was auch immer, und einem bewusst wird und das weiss, aufschreiben und verbrennen und übergeben. Im Fall der aktuellen Weltlage ist es wahrscheinlich nicht so einfach.
Marco
Donald Trump wird die Energie nicht spüren.
Christian
Nein, aber es geht ja darum, dass wir dieser Energie weniger Raum und Platz geben. Je mehr wir uns das von uns geben, desto mehr sind wir bei uns und können das viel mehr aus Distanz ansehen. Das weisst du auch, je älter wir werden, desto gelassener werden wir.
Sollte sein. Nicht alle. Aber dass man sich heute nicht mehr ab Dinge aufregt, die vor 20, 30 Jahren uns noch Kopfzerbrechen gemacht haben.
Es geht um die Distanz. Klar, wir können diesen tollen Menschen nicht ändern. Der wird sich nie und immer ändern.
Aber wir können uns zurücknehmen. Wir können uns um andere Dinge kümmern. Wir können uns mehr um uns kümmern oder um Dinge, die Spass und Freude machen.
Und so können wir Distanz herstellen.
Marco
Und gleichzeitig unsere eigene innere Stabilität finden.
Christian
Ja, das ist das Allerwichtigste. Wenn ich mit einem Klienten arbeite und ich sehe eine Ursache, dann löse ich die Ursache auf. Es heisst aber noch lange nicht, dass der oder die Klientin, die da liegt, weiss, was die Ursache ist.
Das ist egal. Darum spreche ich mit der Klientin auch nicht nach der Sitzung. Ich löse die Ursache auf und das geht dann wie ein roter Faden durch die Vergangenheit.
Löst das Nächste, löst das Nächste, löst das Nächste. Und in dem Sinne kann es auch aufgelöst werden. Und wenn dann jemand etwas wissen muss, was dahinter steckt, dann wird er es wissen.
Mir sagen sie immer, was hast du gesehen? Nein, über das spreche ich nicht. Ich mache und ich löse.
Ich arbeite, das ist mein Job. Über etwas sprechen und wieder herholen und vielleicht über diesen Onkel oder was auch immer wieder herholen, was er nicht so tolles gemacht hat, das bringt es schlichtweg nicht. Dann habe ich vergebens gearbeitet.
Aber das Wichtigste ist, bei uns zu bleiben und Dinge zu tun, die uns Spass und Freude machen. Und eben die Zeitung zuklappen oder vielleicht einfach nur die grossen fetten Texte sein lassen und irgendwo über ein Fest oder eine Ausstellung oder was auch immer lesen und sich ab dem erfreuen.
Marco
Also ab den schönen kleinen Dingen des täglichen Lebens.
Christian
Ja, es gibt genug. Aber die vergessen wir natürlich, weil sie so extrem überschattet wurden von dem, was eben im Moment ist. Ich meine, wie gesagt, ich liebe dieses Land dort drüben.
Ich bin jetzt nicht der fanatische Fan von Amerika in dem Sinn, sondern ich liebe eigentlich nur, wie gesagt, das, was wir da nicht haben. Bei uns ist es sehr eng. Ich bin ein Fan von Harley Davidson und stundenlang über diese weiten Strassen und Feldern, Gebirge oder was auch immer mehr entlang zu fahren, um eben auch in einer anderen Welt zu sein und abzutauchen.
Das liebe ich und ja, ich liebe Coca-Cola, weil ich es gerne habe. Nicht, weil es ursprünglich aus Amerika kommt, mittlerweile in der Schweiz abgefüllt wird, sondern weil ich es gerne habe. Diese Einstellung ist mir eigentlich, solange es mich nicht zu sehr betrifft mit meiner Liebe zu Amerika, geht es mir eigentlich am Arsch vorbei, was dieser Herr dort drüben macht.
So wie der Ausdruck.
Marco
Darüber sprechen wir vielleicht in ein paar Jahren wieder, wenn das alles so ist. Du hast jetzt von Strategien gesprochen, die jeder Einzelne mal für sich selber versuchen kann umzusetzen. Kann man auch im Kollektiv etwas suchen?
Kollektive Verbindung, vielleicht auch Spiritualität von mir aus, Religion, um da Unterstützung zu finden?
Christian
Ja, sicher, weil man unter Gleichgesinnten ist, die irgendwie etwas gemeinsam tun und unternehmen. Sei es wandern, sei es Jassen, also Kartenspiele, sei es Theater spielen, sei es musizieren. Ich wohne in der Nähe von einem Fussballplatz.
Ich habe Freude und Spass, wenn die Kids da am Mittwochnachmittag mit diesem grossen Ball aus der Sicht der kleinen Kids spielen und Freude und Spass haben. Und das Ganze schlussendlich mitnehmen und einfach miteinander etwas tun, ins Kino zu gehen, miteinander ein Skirennen anzusehen. Als Sportler hat uns Roger Federer begeistert, als Schweizer, was er gemacht und geleistet hat und trotzdem normal geblieben ist.
Das hat viele Schweizer motiviert und sie haben mit Freude das angeschaut. Sicher haben nicht alle Tennis geschaut, die anderen Schweizer vom Fussball oder was auch immer, aber einfach irgendwo in einer anderen Welt zu sein, abzutauchen und dort einfach seine Zeit zu verbringen, wie du sagst, im Kollektiv, ist sicher hervorragend. Auch Yoga oder was auch immer.
Früher ist man im Tonverleih gegangen oder was auch immer und die hatten Spass in einer Musikgesellschaft. Und egal was, einfach irgendwo in eine andere Welt zu gehen. Das sage ich auch sehr oft bei Jungen, die hyperaktiv sind, die teilweise in ihrer eigenen Welt leben, dass ich sage, geht mit diesem Jungen in einen Fussballklub, Sportverein oder was auch immer, wo er sich auspusten kann, wo er sich austoben kann, wo er spielen kann und auch noch ein bisschen auf die anderen Rücksicht nehmen muss in einer Mannschaft oder so.
Aber einfach geht irgendwo hinaus und macht etwas komplett anderes, was euch von der Schule oder was auch immer, wo es vielleicht nicht immer so lässig ist, für solche Kinder auf andere Gedanken zu kommen.
Marco
Und du hast jetzt vorher tatsächlich auch gesagt, in eine andere Welt hineingehen, das heisst, man kann sich die Welt suchen, die jetzt gerade einfach schöner ist als die real existierende.
Christian
Egal was, es ist wirklich egal was. Mein Ausgleich ist auf dem E-Bike durch die Wälder zu streifen, den Vögeln zuzuhören und einfach in meiner Welt zu sein. Einfach irgendwo in der Natur draussen.
Im Sommer und im Winter liebe ich Sauna, gehe in die Sauna, schwitze wie verrückt, dass es aus allen Polen und Ritzen quillt. Und nachher kalt abduschen und sich einfach hinlegen und einfach nothing to do.
Marco
Ja, also sucht euch eine andere, schönere Welt, mindestens zwischendurch. Nächstes Mal sprechen wir wieder über ganz konkrete gesundheitliche Themen. Bis dann und geht hinaus.
Tschüss.







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