top of page

Folge 20 - USA Ferien im 2025, Christian Frautschi und die Wirbelsäulenseele

  • frautschi
  • 11. Nov.
  • 16 Min. Lesezeit
ree

Ferien in den USA heute, das ist unser heutiges Thema. Christian Frautschi und die Wirbelsäulenseele. Mit Christian Frautschi, Professor des Lebens, Therapeut, Autor, Leben Mensch.


Marco

Christian, wir sitzen hier vor deinem Ford F-150, ein ganz typisch amerikanisches Auto. Du reist auch immer wieder nach Amerika. Bist du ein Fan und Freund der USA?

 

Christian

Ich bin ein Freund von der Weite, vom Cruisen und vom Land Amerika in dem Sinne ja und nein. Es gibt zwei Seiten, für die Ferien ist das Land okay, leben möchte ich nicht mehr heute dort. Ich war vor mehr als 35 Jahren das erste Mal in Amerika und es hat mich sehr beeindruckt.

 

Das Land, diese Weite und mich interessiert natürlich immer der Mensch. Wie leben die, wie sind die, wie verhalten die sich. Wenn man heute an Amerika denkt, denken alle immer an diese High School, wo sie immer davon sprechen.

 

Aber High School ist ja nichts anderes als eine ganz normale Volksschule. Wie bei uns. Aber ich bin sicher ein Land-Fan von dieser Weite.

 

Ich liebe Harley, ich liebe das Herumreisen, das heute planungslose Reisen. Man kann von einem Tag auf den anderen irgendwo hingehen und schauen, wo man übernachtet. Wohin gehen wir morgen und einfach mit fast keinem Gepäck.

 

Hinten hast du zwei Koffer und dort hast du deine ganze Utensilien und alles drin. Alle 4, 5, 6 Tage fährst du einen Waschsalon an, so wie in den alten Filmen. Du sitzt da vorne und rauchst vielleicht eine Zigarre bis die Wäsche gewaschen ist.

 

Nur sitze ich nicht wie in den Filmen, nur noch in der Unterwäsche und warte bis die Kleider wieder fertig sind. Das ist das, was mich interessiert, was ich sehr cool finde. Und natürlich die Eindrücke vom Land selbst.

 

Wir fahren immer über die ganz normalen Landstrassen. Heute ist das kein Problem mehr. Beim Navi kann man Autobahnen und Mautstrassen herauslöschen.

 

Dann fährt man automatisch über das Land, egal welches Ziel du eingibst. Das ist das, was unheimlich eindrücklich ist, was einem ein Bild von heute abgibt. Dieses Bild ist heute teilweise sehr krass und hat sich extrem verändert gegenüber früher.

 

Marco

Vielleicht kannst du das mal ganz grob zusammenfassen. Was sind die grossen Unterschiede gegenüber den 25 oder 30 Jahren, wo du das erste Mal da warst?

 

Christian

Vor 25, 30 Jahren gab es verschiedene Bevölkerungsschichten. Es gab die Stadt mit den riesigen Wolkenkratzern. Es gab die Vorstadt, die Agglomeration, wo die Leute lebten.

 

Und es gab das Land. Heute ist die Stadt. Je nachdem, wie gross die Stadt ist, sobald du 2-3 Kilometer vom Zentrum weg bist, bei Chicago sind es vielleicht 20 Kilometer von der Stadt weg, kommt eigentlich die Mittelschicht.

 

Und die Mittelschicht, das heisst, es stinkt unheimlich nach Haschisch. Es wird Cannabis geraucht, unheimlich. Die Häuser zerfallen.

 

Die Geschäfte sind zu. Die Scheiben eingeschlagen. Das heisst, es gibt keine Mittelschicht mehr.

 

Das ist unheimlich, wie du das siehst, wie du das wahrnimmst. Du kommst auf der wunderschönen Strasse hinaus. Und es ist einfach wie innerhalb von 1-2 Minuten nur noch leere Gebäude.

 

Gebäude, die in sich zusammenfallen. Es hat noch ein paar Leute, die da sitzen. Die da irgendwo am Boden sitzen, vor irgendeiner Mauer oder einer Garage oder so.

 

Ein Bild. Es sitzt ein älterer Mann am Boden von der Garage. Zwei Jungs, die diskutieren mit ihm.

 

Er gibt ihnen etwas. Und dann geben die zwei 13-14-Jährigen ihm so ein Säckchen mit weißem Pulver. Und ganz normal, offen auf der Strasse.

 

Und ziehen davon. Was er macht, ist klar. Es ist unheimlich, dass es keine Mittelschicht mehr gibt.

 

Es gibt nur noch Arm und Reich. Diese Kluft ist unheimlich groß geworden.

 

Marco

Offenbar zerfällt die Mittelschicht. Ein kleiner Teil der Mittelschicht kann aufsteigen in die Oberschicht. Aber der ganz große Teil steigt ab in die Unterschicht.

 

Christian

Amerika. Amerika zerfällt. Marco, wenn du auf der Strasse fährst.

 

Hauptstrassen sind teilweise okay. Ähnlich wie bei uns. Aber sobald es keine Interstate mehr gibt, zerfallen die normalen Strassen wie bei uns.

 

Da gibt es teilweise solche Schlaglöcher. Du hast Kanaldeckel, die 5-6 cm weiter unten sind. Und wenn du mit dem Motorrad, mit der Harley unterwegs bist, musst du unheimlich aufpassen, dass du nicht in diese Löcher fährst.

 

Sonst verfliegst du. Es ist wirklich so krass, wie dieses Land mit den Gebäuden, mit den Strassen, mit den Leuten, die völlig zugedreht sind, die Cannabis rauchen. Es fährt ein Auto an dir vorbei, mit offenem Fenster.

 

Und es stinkt nach Cannabis aus dem Fenster. Die fahren auch so Auto. Das andere ist, sie fahren auch so Auto, mit dem Handy vor der Nase.

 

Die ganze Aufmerksamkeit ist völlig weg. Wenn du heute durch Amerika fährst, musst du unheimlich konzentriert sein und wahnsinnig aufpassen, was die anderen machen. Nicht, was du machst, sondern was die anderen machen.

 

Ich hatte am letzten Tag noch ein Erlebnis, als wir den Mietwagen zurück... Die letzten drei Tage hatten wir einen Mietwagen, um noch ein bisschen in der Stadt zu sein. Und da bin ich als zweiter oder dritter am Rotlicht losgefahren.

 

Und da sehe ich da von links ein Tesla kommen. Zum Glück ein Tesla, ich bin nicht fern von Tesla, aber zu diesem Moment war ich fern. Der ist einfach bei Rot voll über die Kreuzung, vermutlich mit Autopilot.

 

Und der Autopilot hat sein Auto gebremst. Das war so knapp. Und dann hat er schlussendlich das Fenster hinuntergelassen und hat zu mir gesagt, kannst du nicht aufpassen.

 

Marco

Siehst du mich nicht?

 

Christian

Irgendwo nach dem Motto, es ist halt so heute. Nein, das ist wirklich krass. Das ist das eine von der Bevölkerung her.

 

Diese zwei Schichten, es gibt keine Mittelschicht mehr. Und das hört man aber auch von den Restaurants und so. Ich habe ja Kontakt gehabt mit einem Auswanderer, der auch in diese Fernsehsendung gekommen ist.

 

Und die sind jetzt wieder in die Schweiz zurückgekommen, weil sie auch sagten, es gibt keine Mittelschicht mehr. Unsere Kundschaft in dem Sinne, die wird es nicht mehr geben. Und das ist schon sehr bedenklich, was da läuft.

 

Viele sagen jetzt, das hat mit Trump zu tun. Nein, es hat nicht nur mit Trump zu tun. Es hat auch damit zu tun, dass dem Land selbst zu wenig Sorge getragen wurde.

 

Marco

Das hat in der Tat schon früher angefangen. Du hast jetzt zum einen den Unterschied oder das Auseinanderdriften der Schichten erwähnt. Das ist das eine.

 

Und das andere ist das Auseinanderdriften von Stadt und Land. Viele große Metropolen, das sind ja moderne Städte, wie wir sie kennen. Die könnten auch europäische Städte sein.

 

Da stimmt alles und ist alles funktioniert. Und auf dem Land fehlt es.

 

Christian

Auch sehr sicher. Ein grosser Präsent von Polizei und alles. Und wo man es natürlich auch sieht, das ist an den Leuten.

 

Ich meine, wo ich das erste Mal war, haben wir schon gesagt, da hatten es viele Dicke, viele übergewichtige Menschen. Das waren vielleicht 10%.

 

Marco

Du sprichst von deinem ersten Besuch vor 20, 30 Jahren. Es gab schon damals viele Dicke in den USA.

 

Christian

Es gab viele Dicke, ja. Aber ein oder zwei von zehn. Sie waren fau, das waren sie schon immer.

 

Sie waren teilweise auch nicht die Intelligentesten. Sie sind auf dem Parkplatz vor das Geschäft gefahren und haben ins Geschäft hineingerufen. Wo kann ich da parkieren?

 

Ja. Aber sie bewegen sich nicht. Sie bewegen sich wirklich nicht.

 

Das ist extrem. Wenn sie nicht direkt vor einem Geschäft parkieren können, dann fahren sie weiter. Wenn es 30, 40 Kilometer ist, wo sie müssen weiterfahren, um das Gleiche zu bekommen, dann fahren sie.

 

Sie müssen sich sonst ja bewegen. Das ist wirklich krass. Dementsprechend ist es heute so, dass, ich sage jetzt mal, 40%, also 4 von 10 Leuten, zu übergewichtig sind.

 

Und dann gibt es noch vielleicht 5% von den Leuten, die dann wirklich zwei Stühle brauchen. Wenn sie zu McDonald's gehen. Das sind aber auch diese Leute, überhaupt die dicken Leute.

 

Du kannst genau sagen, bei einem Starbucks zum Beispiel, du schaust, wie die Leute hineingehen und du weisst, mit was sie hinauskommen. Mit irgendeinem Shake, mit Rahm oben drauf. Das ist völlig normal.

 

Das ist wirklich sehr, sehr bedenklich. Teilweise können sie sich kaum noch bewegen. Die können sich teilweise noch bewegen, weil einfach so viel Masse und so viel Gewicht da ist.

 

Und das ist viel, viel krasser geworden. Aber das hat natürlich auch damit zu tun, dass das Fastfood in dem Sinne noch bezahlbar ist. Wenn sie selbst nicht kochen, ist es bezahlbar.

 

Und dadurch essen sie halt das. Und dass das nicht gesund ist, das wissen wir. Und dort ist schon die Ernährung, das interessiert dich nicht, das interessiert dich nur.

 

Wir sind da zum Essen und fertig. Auch in den Restaurants. Selbst wenn du in einem guten Restaurant bist, du bekommst das Essen, dann fragt sie, ist noch irgendetwas?

 

Und während du am Essen bist, kommt die Rechnung. Weil nach dem Motto, der Amerikaner will essen, für das ist er da, und dann will er aufstehen und gehen. Ja, das ist schon dieser riesengrosse Unterschied gegenüber früher.

 

Kommst du dann aber wirklich aufs Land hinaus, wo die Bauern ihre Äcker haben, also in der Region Chicago, Ininois und so, wo wir jetzt gewesen sind und herumgereist sind, dort hat es viel, viel Ackerbau. Also dort wird Mais angebaut, Kartoffeln werden angebaut, zwischendurch mal etwas anderes, aber sonst wieder Mais und Kartoffeln, weil die haben wirklich riesige Fläche und sie müssen nicht bewässern. Wir haben kaum eine Bewässerungsanlage gesehen, weil halt diese Region alle vier, fünf, sechs Tage regnet es mal und dann regnet es heftig und dann ist wieder geruht und es ist eigentlich wirklich alles grün rundherum, nicht wie das irgendwie in Florida oder in Texas oder wo auch immer ist.

 

Das ist sehr schön und das ist auch sehr eindrücklich, aber dort ist auch unheimlich eindrücklich, wie selbst Bauern, zum Beispiel eine ältere Schöne, zerfällt. Selbst mit dem alten Traktor davor, mit dem alten Pickup davor, Pickups, wo wir nur träumen könnten, wenn wir die da in der Schweiz hätten, die sind einfach da und verlosten vor sich hin und neben dem zerfallenden Gebäude, wird halt einfach etwas Neues aufgebaut und es soll doch zerfangen und wir haben genug Fläche. Und das ist halt einfach dieses, wie soll ich sagen, dieses Nichts Sorge tragen zu so etwas, auch mit den Autos.

 

Also mir, ich wo aus der Autobranche komme, Automechaniker gelernt habe und ein Autofan bin, siehst du da, du findest in ganz Amerika kaum ein Auto, das keine Bölle hatte, so wie dieses. Das findest du nicht, das schmerzt, das tut unheimlich weh in einem Autosammlerherz und einem Autofanatiker wie mir. Das ist Wahnsinn.

 

Und das ist halt einfach dieses alles auf Pump kaufen, kaum ist es abbezahlt, steht es irgendwo auf einem Acker, steht es irgendwo hinter einem, irgendwo im Hof und dort bleibt es die nächsten 20, 30, 40, 50 Jahre. Und so haben wir auch, so haben wir auch Dörfer gesehen, wo wirklich mitten in einem Dorf, wunderschön mit wunderschönen alten Gebäuden steht ein Gebäude und du siehst, vor 30 Jahren war da mal eine Garage, die schönsten Oldtimer aus den 60er Jahren stehen da und die rosteln vor sich hin, weil irgendwo vor 30, 40 Jahren irgendwann einfach mal jemand da gestorben ist oder weggezogen ist und es bleibt alles so, wie es gewesen ist. Bei uns werde das Auto schon lange auseinandergenommen oder irgendwie Teile da abgeklaut wurden oder was auch immer, aber die stehen einfach so da, Zündschlüssel stecken, gut, man kann es nicht mehr fahren, weil es ist ja alles, die Reifen sind platt und völlig verrostet, aber es ist einfach alles zurückgelassen vor 30, 40 Jahren und tschüss und weg.

 

Marco

Jetzt sind das ja alles mal äusserliche Dinge, die Zustände der ganzen Infrastruktur, merkst du das auch den Menschen an, hat sich mit den Menschen auch was verändert?

 

Christian

Ja, extrem, extrem. Das heisst, es ist irgendwo nur noch, sie schauen einen nicht mehr an, also es läuft jeder irgendwie mit einem röhren Blick durch die Gegend und man merkt, dass sie sehr viel auch mit Medikamenten zugedröhnt sind, also der Medikamentenkonsum ist extrem hoch in Amerika und geschweige eben vom Gebrauch von Drogen. Diese Leute, die sind einfach wie ferngesteuert und sind aber teilweise auch voller Ängste.

 

Also, wenn ich die wahrnehme, ja, das ist wirklich krass. Es ist wirklich krass, was da an Ängsten und an Verzweiflung und allem vorhanden ist. Das kennen wir eigentlich nur von Zürich, von den Elendvierteln, wo Drogen auch dementsprechend konsumiert werden, aber sonst kennen wir das eigentlich nicht, so wie die Leute da drauf sind.

 

Und man sieht es auch natürlich in den Warenhäusern, da ist ein riesiger Kühlschrank mit 5, 6 Varianten von Red Bull, mit Vitaminen, bei uns käme man mit und ohne Zucker, und dann hat es sich, und dort hat man Red Bull mit Vitaminen und so und so, mit dem drin, mit dem drin, mit dem drin, so klein als Powershot oder dann die grossen Dosen und so. Und ein paar Meter weiter ist ein Gestell im Warenhaus von 4, 5 Meter Breite mit Vitaminen, mit Gummibärchen, das heisst mit, wie sagt man, Melatonin, dass sie überhaupt schlafen können. Die kleinste Dosis, die man dort kaufen kann, das ist 10 Milligramm pro Kapsel, pro Gummibärchen, die gibt es in allen Varianten, wirklich Gummibärchen wie Haribo, Gummibärchen, das sind Schlafmittel, Melatonin, Kapsel, Medikamente, bei uns ist max.

 

10 Milligramm erlaubt und das muss vom Arzt verschrieben werden. Und die gibt es dort bis zu 100 Milligramm. In solchen Dosen, wo scheinbar halt eben das Ganze völlig normal ist und tagtäglich gebraucht wird, wird geputscht am Morgen und am Abend holt man sich wieder hinunter mit Melatonin, Gummibärchen oder Tabletten oder was auch immer.

 

Das ist unheimlich krass. Nur einfach, dass man in der Gesellschaft bei Ansammlungen oder so möglichst lächelt und freundlich ist und wie so völlig überheblich auftritt. Aber die Menschen, die sind alles andere als gesund.

 

Ich möchte dort nicht arbeiten müssen als Therapeut, so wie ich es bei uns habe.

 

Marco

Du hast jetzt von den Ängsten der Leute gesprochen, unter anderem diese Ängste sind ja zu einem Teil wohl auch wirtschaftlicher Natur, die Einkommen steigen nicht wirklich in den USA. Die Preise hingegen sind nicht erst seit Trump am Steigen, die steigen schon vorher. Sie steigen jetzt wegen der Zölle wahrscheinlich noch etwas mehr.

 

Die Sachen sind für die Leute teuer.

 

Christian

Früher war es eigentlich normal, dass du für 70, 80 Dollar ein gutes Zimmer bekommen hast in einem 3-, 4-Sterne-Hotel. Für 100, 120 Dollar hast du ab 120 Dollar ein 5-Sterne-Zimmer bekommen. Heute bekommst du unter der Woche ab 110, 120 ein Zimmer.

 

Am Wochenende ab 200. Das in einem ganz normalen 3-Sterne-Hotel. Ist es irgendwie ein 4- oder 5-Sterne-Hotel sind die Preise von 250 bis 500 pro Nacht.

 

Die Hotelkosten sind extrem gestiegen. Natürlich hat das auch mit der Corona-Zeit zu tun. Es ist irgendwie unheimlich, was dort sehr vieles kaputtgegangen worden ist.

 

Das ist das eine. Das andere ist das Personal. Man hat den Zimmerservice von einem Tag auf drei Tage erweitert.

 

Erst ab drei Nächte machen wir das erste Mal das Zimmer. Es gibt erst nach drei Nächten das erste Mal frische Bettwäsche, wenn du es nicht separat verlangst und bezahlst. Wir hatten auch ein krasses Erlebnis in diesem Port, glaube ich.

 

Dann haben wir auch reklamiert, sie sollen uns wenigstens neue Tüchlein bringen. Dann sind wir am Abend zurückgekommen ins Zimmer und es stank nach Cannabis. Das heisst, die Wäsche stank nach Cannabis.

 

Frisch gewaschene Wäsche. Sie haben unten in der Wäscherei geraucht, was das Zeug hält. Es ist unheimlich.

 

Sie finden scheinbar kein Personal. An der Rezeption am anderen Morgen hat einer gefragt, was sie wollen. Er wusste es genau.

 

Er brauchte einen Job für seine Drogen. Am anderen Morgen hat er eine Rezeption. Es wird nicht mehr gefragt, wie war die Reise, das Zimmer.

 

Das ist alles weg. Das war früher alles da. Auch bei uns.

 

Bei uns muss es ähnlich sein. Es gibt niemanden mehr. Sie wollen den Schlüssel.

 

Sie wollen die Rechnung ausgedruckt oder per E-Mail. Das ist alles völlig unpersönlich. Es ist wirklich nichts mehr da.

 

Auch von der Freundlichkeit. Die Amerikaner sprechen dich an. Sie kommen auf dich zu.

 

Das ist weg heute. Das ist weg. Wenn du unterwegs bist oder ein amerikanisches Auto hast als Mietwagen oder Harley.

 

Oh, nice bike, nice bike. So ein Gespräch. Aber sonst sind die Kontakte mit den Amerikanern weg.

 

Was auch krass ist, das merkst du auch bei den Lebensmitteln. Die Lebensmittel müssen scheinbar ich kann es zu wenig sagen, aber das hat mir auch Mike gesagt. Dort drüben hat er sein Geschäft erhalten.

 

Er hat gesagt, es ist 30-40% teurer geworden als ganz normale Lebensmittel. Also eben auch der ganze Lebensunterhalt muss extrem teurer geworden sein.

 

Marco

Das merken vor allem die ärmeren Leute.

 

Christian

Ja, das merkst du auch. Dann weicht man auch auf billigere Produkte aus. Das ist sehr krass zu sehen.

 

Aber irgendwo, was mir extrem zu denken gegeben hat, das war in Milwaukee, die Stadt von Harley Davidson, wo der Ursprung ist von den Harley Davidson mit einem grossen Museum und alles. Es ist auch noch eine Fabrik dort. In dieser Stadt haben es 30% Afroamerikaner.

 

Das ist extrem, wie du das spürst. Das ist unheimlich. Eben nicht in der Stadt selbst, dort ist es okay, aber sobald, nach 3-4 Kilometern von der Stadtgrenze weg, eben wieder dasselbe Bild, zerfallene Häuser, und wir sind dort angekommen und mussten unsere Wäsche noch waschen.

 

Vorher am Abend habe ich einen Waschsalon ausgesucht, habe das im Navi angegeben, sind da hingefahren, haben die Waschmaschine getan, sind draussen hingesessen und haben gewartet. Dann ist ein Auto hingefahren, ein normaler kleiner Japaner, da ist eine Frau ausgestiegen, der Mann ist sitzen geblieben im Auto, hinten im Auto hatte es ein Kleinkind, die Frau ging in den Waschsalon, ohne Wäsche, kam nach 5 Minuten wieder raus, in der Zwischenzeit ist neben dem kleinen Japaner ein Jeep Cherokee, ein neues Modell, hingefahren, hat beim anderen an die Scheibe geklopft, hat ihn aufgemacht, ist ins Auto gesessen, die haben da gesprochen, irgendwie denkst du, das sind Kollegen und so, ist dann ausgestiegen, das heisst in der Zwischenzeit kam die Frau wieder aus dem Geschäft, ist im Auto hinten hineingesessen, da hat man noch den Kindersitz gesehen, der Freifahrer, also der Mann, der sich da hineingesetzt hat, ausgestiegen, irgendwie etwas erbost, ist in sein Auto gestiegen, rückwärts gefahren und ist vor das andere Auto hingefahren, hat das Fenster untergelassen und hat ihm eine Waffe hingehalten, nach dem Motto, du weisst mit wem du es zu tun hast. So eine Schnellfeuerwaffe, das war nicht einfach nur eine Pistole.

 

Und du sitzt da vor dem Motto, das kennst du nur aus den Filmen, denkst du, scheisse, da musst du so krass aufpassen in dieser Stadt, dass du nicht jemanden abhebelst oder etwas sagst, das ging so verdammt unter die Haut. Und das, wie soll ich sagen, das unterstreichen dieser Gesellschaft, von dieser abgefuckten unteren Schicht.

 

Marco

Also das klingt jetzt alles überhaupt nach einer Gesellschaft und einem Land im Niedergang. Das hat alles vor Trump schon begonnen, ich glaube nicht so, so ehrlich muss man sein, aber die Frage ist dann, wie viel schlimmer ist es jetzt noch geworden unter Trump?

 

Christian

Das kann ich in dem Sinn natürlich schon nicht genau sagen. Weil, weisst du, auf das, was bei uns ja in den Zeitungen geschrieben wird, auf das kannst du nicht gehen. Weil dort wird natürlich irgendwie von einem Fall, von einer Schweizerin geschrieben, die in Amerika einreisen wollte und da haben sie das Handy durchsucht und Schwarz gefunden und so und haben gesagt, du willst hierher kommen, um zu arbeiten, Schwarz zu arbeiten und kommst mit deinem Touristenvisum, mit ESTA.

 

Und haben sie stundenlang verhört und wieder weggeschickt. Das heisst, im Flugzeug gesessen und zurück in die Schweiz. Okay, das sind drei bis vier Fälle pro Jahr, wo das mit den Schweizern so passiert.

 

Die Botschaft bekommt da die Informationen für das. Früher waren es ein, zwei Leute im Jahr, heute sind es vier oder fünf, laut Statistik, die jetzt unter Trump im letzten halben Jahr zurückgewiesen worden sind. Das ist im Verhältnis nichts, wirklich nichts.

 

Weil in Chicago, landen zwei Flugzeuge an 330 Personen alleine von der Swiss in Chicago, im Tag, zwei. Also 12 bis 600 bis 700 Leute im Tag, Schweizer, die nur alleine in Chicago einreisen. Also, es sieht völlig anders aus.

 

Zwar ärgerlich für den Betroffenen natürlich, aber im Allgemeinen abnachlässig. Ja, aber das ist ja das, was die Presse natürlich auch sucht. Aber von dem, was da alles geschrieben worden ist und wo sie uns teilweise gesagt hat, ja, aber in Amerika, pass auf und so.

 

Von dem her haben wir wirklich keine Unterschiede gemerkt. In der Emigration nicht oder so, überhaupt nichts. Es war wirklich genau gleich wie vorher.

 

Also von dem nicht, aber die Bevölkerung selbst. Und was wir auch gesehen haben, das war auch noch sehr eindrücklich, an der Strasse standen auf einmal hunderte von Leuten mit Plakaten vor einem Tesla-Shop.

 

Marco

Okay, das ist auch wieder ein Thema. Ja, die Stimmung gegenüber Tesla, die ist glaube ich auch in den USA am kippen.

 

Christian

Die ist massiv, logisch. Der Amerikaner will natürlich dass sie auf ihn losgehen können. Und mit Musk, mit Tesla ist das natürlich schon sehr einladend.

 

Sie wissen, wo sie sich versammeln können. Und an einem Samstag, wo das war, da waren hunderte mit diesen Plakaten an der Strasse. Nicht direkt vor dem Geschäft, das haben sie in Ruhe gelassen, aber haben demonstriert anhand der Strasse.

 

Einer war noch vermummt, der hatte auch eine Fahne, Vöck Trämp. Ja, und er hat sich kaum getraut, irgendwie mit jemandem etwas zu reden. Und die haben geschrien und die Leute sind vorbeigefahren und haben gehupt nach dem Motto, jawohl, steht hin und so.

 

Aber irgendwo, das war wie so diese Stimmung, die war wirklich krass. Du spürst wirklich, dass da eine unheimliche Unruhe in diesem Volk drin ist. Also mir war es nicht wohl dort, aber ich habe dann schlussendlich angehalten, um für mich als Erinnerung schnell ein Handyfoto zu machen, um wirklich zu sagen, du, das stimmt wieder über mit den Berichten, die in den Zeitungen sind, im Internet kursieren.

 

Das stimmt wirklich überall. Sonst ja, ich weiss nicht, wir werden sehen, was in den nächsten Jahren passieren wird. Aber das Land wird sich so extrem verschulden, nur weil einfach dieser Mensch irgendwie seine Geldgeber, die ihn unterstützen für alles, dass da billigere Steuern, günstige Steuern bekommen.

 

Das ist so offensichtlich. Und wo das hier hinführt, ich weiss nicht. Ich weiss nicht.

 

Ich möchte nicht wissen, wie die Wirtschaft wirklich in 5, 6 Jahren, nicht in 10 Jahren, wo die Wirtschaft steht. Wie viele Autos, dass sie noch exportieren können, und, und, und. Es ist nicht einfach ohne diese Reaktionen.

 

Logisch gibt es verschiedene Firmen, wie die Pharma, die halt einfach dann in diesem Land investieren müssen. Aber das, was verloren geht, das können sie nicht kompensieren. Die ganze öffentliche Infrastruktur die ist, ich sage mal so, die ist sowas von am Arsch.

 

Wie sieht das aus? Die haben ja die Leute nicht mehr, wo diese Strassen unterhalten sollten. Allein mit den Sparmaßnahmen sind allein in Amerika in den letzten zwei, drei Monaten 155.000 Stellen gestrichen worden. Das sind Leute, die, ja sicher, es hat sicher Leute darunter, die Sesselpupser waren, ja. Aber es hat auch solche Leute darunter, die Strassenunterhalt machen, und, und, und. Und das, wer macht das?

 

Trump?

 

Marco

Geht er ganz schnell schaufeln? Klar, jetzt auf seinen Mist gewachsen, das Ganze, er wird es nicht tun. Aber es wird schwierig werden, was langfristig werden wird, muss man wahrscheinlich sagen.

 

Langfristige Prognosen sind immer schwierig.

 

Christian

Das ist sehr, sehr schwierig. Es hat einen Vorteil. Vor 25 Jahren, ich weiß nicht genau, habe ich irgendwie für einen Dollar 1,35, 1,40 bezahlt.

 

Eine Woche bevor wir abgeleistet sind, habe ich 2.000 Dollar bezahlt. 2.000 Dollar gewechselt hier in der Schweiz und habe 84,50 bezahlt. Für einen Dollar.

 

Es hat die Kosten wieder kompensiert, ja. Okay, also für uns tatsächlich.

 

Marco

Für uns schon.

 

Christian

Aber wie das für das Land selbst ist, ja, einfach so verschwindet diese Mittelschicht nicht. Die verschwindet nicht einfach so. Wenn die Kaufkraft nicht mehr da ist, du siehst es an den Häusern an, du siehst es an den Autos an.

 

Ich habe noch nie so viele schlechte, gewartete, verböllte Autos gesehen wie dieses Mal. Sorry, das ist ein Zeichen. Also, wir reden in fünf Jahren dann wieder.

 

Mal schauen, was dann mit diesem Land noch los ist.

 

Marco

Okay, das können wir uns auch vornehmen. Schauen wir, bis dann ist, wenn alles gut läuft. Genau, ja.

 

Und wir hier sprechen das nächste Mal wieder über Halswirbel.

 

Christian

Über die Halswirbel, genau. Von den Europäern. Gut.

 

Tschüss.


 
 
 

Kommentare


  • YouTube Social  Icon
  • Facebook Social Icon
  • Instagram Social Icon

© 2025 Christian Frautschi

AGB     DISCLAIMER     IMPRESSUM

Praxis Christian Frautschi

beim Hafen

Dorfgasse 41

CH-8708 Männedorf

bottom of page